Wednesday 5 November 2008

Galileo Ego-Shooter Report

Es gibt ja immer wieder Highlights im deutschen Fernsehen, die wir auf der Insel ohne die Hilfe des Internets - und ohne Tips von Freunden (vielen Dank, Nina!) verpassen wuerden.

Zunaechst mal muss man wohl den Leuten von Pro 7 fuer ein formidables Beispiel einseitiger Meinungsmache danken, fuer das sich selbst Rupert Murdoch nicht schaemen wuerde.

Der wohlmeinende Protagonist der Dokumentation, Lehrer Lutz, zieht in die Welt um zu entdecken, ob Computerspiele Leute zu Amoklaeufern ausbilden.

Seine erste Station ist die Games Convention in Leipzig.
Erstaunlicherweise finden sich dort jede Menge Spielbegeisterter, das ist beinahe ebenso ueberraschend wie am Strand Leute zu sehen die sonnenbaden...

Dann gibt es dort Spiele ohne Jugendfreigabe...und mal ganz frech gefragt, wenn das liebe Kindlein diese spielt, wessen Schuld ist es dann, die des Spiels oder die der Erziehungsberechtigten?
Ich hoere schon die Aufschreie der Empoerung: "Man kann seine Kinder ja nicht 24 Stunden am Tag beaufsichtigen!" dem stimme ich vollkommen zu, aber wenn der Sproessling 8 Stunden am Tag spielt und man nicht mitkriegt ob es ein altersangemessenes Spiel ist...

Natuerlich ist es auch immer wieder schoen alles in guter Bild-Zeitungs-Manier ueber einen Kamm zu scheren und World of Warcraft gleich in die "Killerspiele" einzureihen.

Und um dem dann noch die Krone zu verpassen einfach ganz schlicht Tatsachen auszulassen, denn der Kommentar "Der magere Lohn fuer drei Stunden Schlange stehen: ganze 15 Minuten gratis spielen." ist schlicht und einfach Unsinn.
Der Grund dafuer, dass all diese Leute da anstehen hat nichts mit kostenloser Spielzeit zu tun, sondern mit der Tatsache, dass man dort die neue Spiel-Erweiterung "Wrath of the Lich King" schon einmal vor dem Erscheinungsdatum am 13. November testen kann. Also nicht anders, als all die Leute, die den letzten Teil von Harry Potter mit Begeisterung erwartet und am Erscheinungsdatum zu lesen begonnen haben.

Nach all diesen halben Informationen lernen wir Manuel kennen, der zwar zunaechst als Extremspieler vorgestellt wird, aber dann die Transition zum "guten Beispiel" (mangels eines Besseren) mittels Bestaetigung vom Experten als "nicht-Suechtigem" macht.

Diesen jungen Mann als Beispiel fuer einen normalen Spieler zu zeigen, ist wie Ozzy Osbourne mit jemandem zu vergleichen, der Silvester mal ein Glas Sekt trinkt...

Aber dann gibt es endlich das, was uns die Yellowpress immer so gerne zeigt, die schockierenden Suechtigen. Mein einziger Kommentar an dieser Stelle ist: Selbstverstaendlich gibt es Suechtige. Die gibt es in jedem Lebensbereich. Aber wenn sich jemand eine gebrochenen Nase richten laesst - heisst das gleich, dass er suechtig nach Schoenheits-OPs ist?

Besonders gut gewaehlt ist auch die Frage, die Lehrer Lutz gegen Ende der Reportage gestellt wird:"Koennte Lutz nach seiner Reise ein solches Massaker verhindern?

Nicht wenn sein einziger Anhaltspunkt Computerspiele sind. Denn moeglicherweise war einer von Robert Steinhaeusers Beweggruenden der Wunsch nach Rache nachdem er wegen Betrugsversuchs von der Schule verwiesen wurde.

Ebensogut koennte man sagen Charles Manson und Ted Bundy sind im November geboren - also huetet Euch vor allen, die im November Geburtstag haben.

Da haben wir es mal wieder, die Medien und Computerspiele sind Schuld and der sozialen Unfaehigkeit, nicht etwa das Umfeld.

Also, liebe Eltern, passt gut auf, wenn Euer Kind "Raeuber und Gendarm" oder sogar "Cowboys" spielt koenntet Ihr einen potentiellen Amoklaeufer an der Hand haben.

2 comments:

Ivy said...

Hm, Espen hat letztens mit Nicky gespielt und sie spielten Polizist und Bösewicht. Da gab es natürlich spielerisch Tote.
Gleich morgen werde ich Espen zur Therapie anmelden, in weiser Voraussicht, was sich da mal entwickeln könnte...
Wahrscheinlich lässt er sich danach zur Frau operieren, ob das nun besser ist?

Ich fand den Beitrag auch total für den Arsch. Wollte mehr WOW sehen, was habe ich bekommen???!!! 3 Minuten Gelaber, wie lange die da anstehen.
Pro7, es sind 11 Mio. Spieler, nicht 10!!!! Noch nicht mal das können die richtig machen...

Anonymous said...

Naja, sich über den Inhalt von Galileo aufzuregen ist meist verschwendete Zeit, das ist nunmal "Bildungs"fernsehen für die Unterschicht, da darf man nicht viel erwarten.

P.S. Und wieso kann die Kommentar-Funktion von blogger.com eigentlich keine Großbuchstaben im Namen des Kommentierenden darstellen ? Verwundert mich immer wieder *am Kopf kratz*